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20. Oktober 2005, 4. Tag:

h Gemütlichkeit in der Ferienwohnung, ausgiebiges Frühstück auf dem Balkon, Aufgaben für die Matheolympiade, Reisetagebuch schreiben, Spanisch lernen.

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Dann warten auf den Bus nach Haria. Wie immer die Abfahrtszeit ein Rätselraten, aber Glück. Mittags auf der Plaza in Haria, wohltuend wenige Touristen. Links und rechts des langgezogenen Platzes Leòn y Castillo beeindruckend ehrwürdige Lorbeer- und Eukalyptusbäume. Alles mutet hier irgendwie orientalisch an. Ein kurzes Mittagessen, Papas Araguas (in sehr viel Salz gekochte Kartoffeln, ein kanarisches Nationalgericht) mit leckeren Mojosoßen.

Dann beginnen wir unsere Wanderung nach Orzola. Schnell sind wir aus Haria hinaus, verlassen das Tal der tausend Palmen und bewundern einmal mehr, wie viel Grün der Regen zaubern kann. Dann, nach einem Blick ins Tal von einer Passhöhe aus, geht es auf einem alten Königsweg hinunter in den nächsten Ort - Maguez. Das Dorf ist gelegen am Fuße des Monte Corona, des größten und ältesten Vulkanes der Insel. Der Camino Real (Königsweg) ist von kleinen Steinmäuerchen gesäumt und ein ziemlicher Holperpfad abwärts. Am Rande wachsen Kakteen, Christoph wird den ganzen Nachmittag ihre kleinen Stacheln in seiner Hand spüren. Maguez - ein schlafender Ort zur Siesta-Zeit. Weiße Häuser, Palmen und Gluthitze. Unser Reiseführer geleitet uns sicher durch den Ort, den beschriebenen Weg scheint wirklich schon mal jemand gelaufen zu sein. Glücklich sind wir, als der Ortsausgang gefunden, denn das ist immer das schwierigste. Einen Weg laufen wir jetzt, der führt uns direkt auf den Monte Corona zu, erst Felder links und rechts, dann das Malpais. Malpais heißt wörtlich übersetzt "schlechtes Land" - Lavageröll mit ab und zu ein paar Grünpflanzen. Eigenartig der Gedanke, dass es untendrunter an manchen Stellen hohl ist. Hier befinden sich die bekanntesten Wahrzeichen Lanzarotes, die "Cueva de los Verdes" und die "Jameos del Agua". Die eigenartigste Konzerthalle der Welt, die Jameos werden wir später besuchen, die Grüne Höhle lassen wir in diesem Jahr links liegen. Nein rechts, denn links der riesige Berg, riesig heißt hier 609 m hoch, aber seine erhabene Stille fordert Ehrfurcht - vor 3000 Jahren brach dieser Vulkan aus.

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Der Blick auf das trostlose Gestein des Malpais wird am Ende belohnt mit der blauen Farbe des Atlantik. Zwischendrin vereinzelte weiß strahlende Gehöfte. Kurz vor der Ankunft in Orzola verlaufen wir uns dann doch noch, finden den angeblich gut sichtbaren Schotterweg nicht. Also Straße in den Ort hinein, sie will kein Ende nehmen. Dafür ein schöner Blick zum Mirador del Rio, dem von Cesare Manrique entworfenen nördlichsten Aussichtspunkt Lanzarotes. In den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde von den Spaniern hier ein Verteidigungsstützpunkt gebaut, weil sie Angst davor hatten, dass die Amis ihnen auch noch ihre letzten Kolonien wegnehmen würden. Dem Zauber der Natur, 500 m steil abfallender Felsen des Famara-Massivs, konnte Manrique nicht widerstehen und er schuf hier ein weiteres Beispiel für die Verträglichkeit von Natur und Kunst. Von dort oben sind die Vulkane von LaGraciosa sehr deutlich zu sehen, aber auch wir auf unserer Straße genießen den Blick. Endlich, endlich -sind wir am Hafen von Orzola. Die ausgesuchte Wunschkneipe, die Pizzeria von vor zwei Tagen, hat geschlossen. Große Enttäuschung, aber dafür eine hübsche kleine Gaststätte direkt am Hafen. In der Dämmerung draußen sitzen, den Blick über das Meer genießen. Und dann noch eine überraschende Begegnung im Taxi - der Fahrer fuhr uns vor zwei Tagen schon einmal die gleiche Strecke. Schade, das er ausschließlich und wir nur ein paar Brocken Spanisch können. So müssen wir uns auf die wortlosen Sympathiewellen verlassen. Gerade auch wegen solcher Begegnung mit Menschen, die fremd und vertraut zu gleich sind, gehen wir doch auf Reisen.

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Copyright: Susanne Siems
Letzte Änderung: Juni 2006